Jetzt ist es doch noch wahr geworden: Zwei Junge sind geschlüpft. Daneben liegt noch Ei Nummer drei. Da werden wir wohl morgen noch einmal schauen kommen.
Bei dem dritten Ei sind wir nicht ganz schlüssig, ob da noch etwas schlüpft. Einerseits haben die Jungen schon einen Flaum, so dass ein Schlupf mit tagelangem Abstand nicht wahrscheinlich ist. Andererseits wendet die Alte das Ei doch immer noch und sitzt auch gelegentlich - das reicht wohl bei der gegenwärtigen Hitze - zum Brüten drauf.
Nach der Rückkehr kurz nach neun Uhr wird zunächst einmal das Gefieder gepflegt bevor Frau Falke sich dem Nachwuchs zuwendet. Dann geht es an die Bereitung des Essens. Eine Maus liegst schon zum Rupfen bereit. Den Fliegen würde die auch gut gefallen, sie brummen ziemlich ärgerlich durch den Nistraum.
Nach leisem Lockruf "Kinder, happi happi" profitiert das näher sitzende Junge von den gereichten Brocken. Aber zwischendurch ist auch ein Happen für Mutti dabei.
In der halben Stunde, die die Kamera lief, tauchte Mama Turmfalke nur einmal kurz auf, mit einer Maus im Schnabel. Besser gesagt: ein Mäuschen. Das bietet sie auch den Jungen mit Lockrufen an.
Doch für die scheint es zum ganz runter schlucken doch noch zu groß zu sein. Wer nicht will hat gehabt, denkt sich Frau Falke und fliegt samt Beute ab. Aber die Jungen scheinen doch zu Fressen zu
kriegen, denn sie sind seit letzter Woche prächtig gewachsen, und wenn unten ein Kotstrahl raus kommt, muss ja auch oben was rein gekommen sein.
Mann, sind die in gut einer Woche groß geworden! Oben läuten die Glocken zehn Uhr, unten übt die Organistin, und die jungen Falken sind eifrig bei der Gefiederpflege. Kurz danach kommt Papi mit
einer Maus. Das erste Junge reißt sie ihm förmlich aus dem Schnabel, huscht in die Nistplatzecke und schützt die Beute mit ausgebreiteten Flügeln. Auch dann, als Mutti kommt. Nur etwas später
wird die Sache langweilig und sooo viel Hunger scheint es nicht zu haben. Zwei Junge satt zu kriegen ist auch weniger schwierig als sieben wie im letzten Jahr. Lachender Zweiter ist der andere
Jungfalke, der genüsslich und fachmännisch mit dem Rupfen beginnt.
Die beiden scheinen ja recht dicke miteinander zu sein: erst wird kurz geschnäbelt, und dann geht man sich bei der Gefiederpflege zur Hand, Entschuldigung: zu Schnabel.
Etwas später dieselbe Szene wie vor ein paar Tagen um dieselbe Uhrzeit: Papa kommt mit Maus, schnapp, ab ins Eck. Kurz danach Kontrollbesuch von Mama. Das nenne ich geregelten
Tagesablauf
Als ich die Kamera anschalte, fällt zuerst die Kinnlade herunter: der Brutraum ist leer. Das kann doch nicht sein, dass die schon ausgeflogen sind, die hatten doch noch deutlich Flaum beim letzten Besuch!
Dann schaue ich durch die Plexiglasscheibe und sehe die beiden: Sie haben ihren Aktionsradius erweitert und sitzen im Fensterkreuz. Die Kamera kann nur ihre Schwänze einfangen und einen Kotstrahl
in den Brutraum festhalten.
Heute komme ich mit anderer Kamera und filme kurz durch die verdreckte Plexiglasscheibe. Beide Jungen sitzen wie erwartet im Fensterkreuz und schauen schon mal in die weite Welt, in die es wohl
bald gehen wird.
Nun sind sie also ausgeflogen. Herzlichen Glückwunsch und Hut ab vor den Eltern, die allen Eierräubern zum Trotz zwei Junge aufgezogen haben.