Dienstag 10.4.2012
Morgens lässt sich Madame Meise wieder etwas Zeit. Die Eier sind nicht mehr geworden, es scheint so, als wolle man es bei acht belassen.
Am Nachmittag erwische ich sie - ohne Zusatzbeleuchtung - beim Brüten.
Mittwoch 11.4.2012
Der Eindruck verfestigt sich: Das Gelege ist komplett. Nur heute früh konnte ich einen kurzen Blick auf die acht Eier erhaschen, ansonsten werden sie dauerhaft bebrütet.
Pünktlich zum zwölf Uhr Glockengeläut konnte ich diese Aufnahme machen:
Von draußen hört man neben den Glocken die Rufe des Männchens. Schwer abzuschätzen, wie stark die Rufe des Weibchens im Nistkasten verzerrt werden, aber es klingt schon ziemlich nach den Bettelrufen der Jungen. Papa wird schon mal aufs Füttern vorbereitet.
Donnerstag 12.4.2012
Hier von meinem Zimmer aus sehe ich aus dem Augenwinkel die Flugbewegungen der Meisen. Gerade eben ging es wieder zurück zum Nest, wo ich kurz zuvor das 8-er-Gelege sehen konnte. Frau Meise hat wohl ihren Morgenausflug gemacht.
Gestern konnte ich ein weiteres Mal eine Fütterungsszene erleben. Frau Meise wird jetzt regelmäßig versorgt. Wenn ich "Frau" Meise schreibe, geschieht das mit Vorbehalt. Ich kann die beiden immer noch nicht sicher unterscheiden. Bei "ihr" scheint der helle Nackenfleck ausgeprägter zu sein.
Wenn Wikipedia Recht hat, wird es in einer Woche im Nest nur so von Jungen wimmeln. Ab der ersten Eiablage (2.April) soll es 12 bis 15 Tage bis zum Schlüpfen des letzten Nestlings dauern. Da bin ich ja gespannt auf das Wochenende.
Freitag 13.4.2012
Während der Brutphase ist oftmals der Kopf unter dem Flügel. Die Sache geht also eher schläfrig über die Bühne. Gelegentlich werden die Eier gewendet mit "Schwänzchen in die Höh". Die Ausflüge fallen wohl nicht mehr so lange aus, damit die Eier schön warm bleiben. Und wenn das Nest einmal leer war, geht die Rückkehr ratzfatz vonstatten.
Abends sehe ich Herrn Meise auf unserem Olivenbaum landen, Futter im Schnabel. Also schnell Aufnahme gestartet und Licht an. Pflichtbewusst wendet Frau Meise noch die Eier, bevor er - nach mehreren Anläufen - zum Füttern ins Nest taucht.
Samstag 14.4.2012
Wir kommen nach Hause zurück, und ich schalte gleich den Rechner an, um ins Nest zu schauen. "Mensch Elli, komm schnell, ich glaube das erste Junge schlüpft. Schau mal das Loch im Ei da rechts!"
Zuerst sieht es ja wirklich so aus, als hätte der Eizahn da schon einige Arbeit geleistet. Als Mama Meise den Fussel aber zur Seite zieht, können wir uns vor Lachen nicht halten über die verfrühte Schlüpffreude...
Montag 16.4.2012
Zwei weitere Bruttage, und der Alltag bei Familie Meise verläuft ohne besondere Ereignisse. Die brütende Meise wird immer brav mit Nahrung versorgt. Da muss auch einmal das Nickerchen unterbrochen werden. Kopf unterm Flügel hervor, Schnabel auf, schlucken und nach Abflug des Fütternden wieder weiter schlafen.
Mit dem Haushalt geben sich Meisens richtig Mühe. So ordentlich waren die Eier noch nie angeordnet:
Dienstag 17.4.2012
Weiterhin das gleiche Bild: Es wird gebrütet, der Partner füttert, und gelegentlich verlassen beide das Nest zu einem gemeinsamen Essen. Gerade habe ich beide einträchtig auf der Buchsbaumhecke im Erdgeschoss gesehen, wo sie nach Insekten pickten.
Mittwoch 18.4.2012
So langsam komme ich mir vor wie der werdende Vater, der nervös vor dem Kreißsaal auf und ab geht. Ja wann schlüpfen sie denn endlich? Seit dem ersten Ei sind 16 Tage vergangen.
Und dann wird man auch noch irritiert durch das Muster auf dem Ei links oben Mitte. Das sieht doch aus, als ob ein Riss rundum ginge.
Aber etwas später sind die Eier wieder gewendet und alles sieht harmlos aus.
Nachmittags kann ich die beiden filmen, wie sie auf unserem Olivenbaum sitzen. Hier kann man deutlich den Unterschied sehen. Das Männchen hat, wie mir NABU Freund Walter Riebe erklärt hat, einen breiteren Bauchstreifen - auch Unterstreif genannt - und sitzt hier demnach links. Leider konnte ich die beiden noch nicht überzeugen auf dem Rücken zu brüten, damit ich sie auch im Nest unterscheiden kann.
Donnerstag 19.4.2012
Wie üblich verlässt die Meise um 6 Uhr 45 das Nest und die acht Eier sind nach wie vor unbeschädigt.Dieser Zustand hält auch bis abends an. Dazwischen habe ich nur Gelegenheit diese Blitzfütterung zu filmen. Zeit ist Geld: falsch. Aber für die die Aufzucht der Jungen überlebenswichtig.
Freitag 20.4.2012
Weiterhin wird der Partner gefüttert und nicht der Nachwuchs. Um die Langeweile bis zum Schlüpfen zu vertreiben werden die Eier häufig umdekoriert. Wer kann den schönsten Turm bauen? Im Ernst: Der tiefere Sinn des Türmchenbaus würde mich schon interessieren. Sind das die Eier, die schon am weitesten sind und "kalt gestellt" werden sollen, um ein möglichst gleichzeitiges Schlüpfen zu erreichen?