Auf Schusters Rappen unterwegs zur wilden Möhre

Franz Zauner vom Naturschutzbund Kornwestheim ist Experte für Blüten und Sträucher.

Den Teilnehmern an einer botanischen Exkursion hat er am Sonntagvormittag gezeigt, was im Freizeitpark und auf der Vördere so alles wächst und gedeiht. Von Julius Haager

Kornwestheimer Zeitung 17.08.2009

 

Jeder kennt die gewöhnliche Möhre. Es gibt sie als Salat, in Dosen und Gläsern, geraspelt, am Stück, roh oder gekocht. Weniger prominent ist dagegen ihre Schwester: die wilde Möhre. Dabei ist sie an jeder Ecke auf den heimischen Wildwiesen zu finden.



Der erste Vorsitzende des Naturschutzbunds Kornwestheim kennt die Lieblingsplätze des wilden Gewächses. Ausgerüstet mit Sonnenhut, Lupe und Pflanzenführer führt Franz Zauner eine Gruppe von Naturinteressierten an diesem heißen Sonntagvormittag durch den Kornwestheimer Freizeitpark. "Der Freizeitpark bietet eine große Artenvielfalt an Sträuchern und Blütengewächsen", erklärt der ehemalige Biologielehrer. "Interessant ist, dass gerade hier eine hohe Konzentration von wilden Möhren auftritt." Zauner steht vor einem Meer aus weißen Blüten. Die wilde Möhre ist laut dem Botanikexperten durch eine unfruchtbare Blüte im Blütenkopf erkennbar.



Dann legt Franz Zauner Hand an. Mit geübtem Griff zieht er das weiße Gewächs samt Wurzel aus dem Boden. Er kramt kurz in seiner Umhängetasche, holt eine Karotte hervor, um sie neben die wilde Schwester zu halten. "Man kann erkennen, dass die Wurzel der wilden Möhre sehr dünn ist und nur in der Form ihrer großen Schwester gleicht. Wenn man die Wurzel der wilden Möhre mit den Fingern reibt, dann riecht sie wie die Speisemöhre." Auch aus der wissenschaftlichen Perspektive ist die wilde Möhre interessant. "Charles Darwin konnte an der wilden Möhre die Massenvermehrung und das Konkurrenzverhalten der Wurzeln untersuchen", erklärt Zauner. Darwin soll den Naturschutzbund im Oktober noch weiter beschäftigen. "Im Darwin-Jahr konzentrieren wir uns auf Charles Darwin und seine biologischen Erkenntnisse", kündigt Zauner an.



Nachdem die Exkursionsteilnehmer ihre Lupen über den wilden Wuchs gehalten haben, zieht die Truppe weiter, immer hinter Franz Zauner her. Denn er scheint jeden Grashalm des Kornwestheimer Freizeitparks zu kennen. Ob Goldregen oder gemeiner Schneeball, der Experte kennt die wichtigen Erkennungsmerkmale von jedem Strauch und jeder Blüte - inklusive lateinischer Bezeichnung, versteht sich. Beim Schmetterlingsstrauch erklärt Zauner, wie dieser sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den Ruinen Stuttgarts ausbreitete. "An diesem Strauch kann man auch feststellen, wie es mit dem Schmetterlingsbestand aussieht", berichtet Zauner. "Leider sieht es nicht gut aus, man findet zurzeit kaum einen Schmetterling auf den Blüten."



Auch der Hartriegel wächst im Kornwestheimer Freizeitpark. Mit diesem scheinen auch einige Exkursionsteilnehmer Erfahrung zu haben. "Das ist fürchterliches Unkraut", beschreibt ein Herr seinen Kampf im heimischen Garten. Doch das stört Franz Zauner nicht, er weiß auch zu diesem Gewächs mit weißer Blüte eine Geschichte.



Nach neunzig Minuten sucht sich die Wandergruppe ein schattiges Plätzchen für eine Pause. Franz Zauner hat sogar für Verpflegung gesorgt. Dabei gibt es nicht nur Apfelschnitze für die hungrigen Teilnehmer, sondern auch eine Möhre.