Exkursion in Kleingärten

15.6.2013 14:30 Uhr Unterführung B27 bei Ausfahrt Süd (Bisachgraben Richtung Zazenhausen)

Wie bietet man im Kleingarten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und gewinnt für sich selbst hochwertige Lebensmittel? Wir spazieren zum Garten von Jürgen Fesser.

Des Gärtners Waffe: Ruhe und Gelassenheit

Jürgen Fesser gibt Hobbygärtnern Tipps für eine üppige Ernte. Von Julius Haager

Kornwestheimer Zeitung, 17.6.2013

 

Menschen und Schnecken werden keine Freunde', sagt Jürgen Fesser. Der Hobbygärtner hat für seine Behauptung gute Gründe. Er besitzt einen Schrebergarten im Süden Kornwestheims.
Dort ist alles zu finden, was das Gärtnerherz schneller schlagen lässt. Ein Geräteschuppen, Obstbäume, ein Gewächshaus für Tomaten, drei Kompostieranlagen und eine Wiese mit wilden Blumen und Gräsern. Doch die romantische Abgeschiedenheit des Gartens täuscht, denn Fesser ist nicht allein. Im Garten krabbelt und kriecht so mancher Schädling.

 

Was man gegen unerwünschte Mitbewohner tun kann, erklärte Fesser am Samstag seinen Freunden vom Naturschutzbund Kornwestheim bei einer Führung durch seinen Garten. Das Thema des Naturschutzbundes lautet 2013 'Messer und Gabel'. Daher konzentrierte Fesser sich auf den nahrhaften Teil seines Gartens.


Dort gibt es eine wilde Wiese voller Apfel-, Kirsch- und Zwetschgenbäume.
Aber: 'Vor 40 Jahren hatte ich das erste Mal Probleme mit Blattläusen', erinnert sich Fesser. 'Ich habe die Schädlinge mit Gift bekämpft. Leider ohne Erfolg. Nach vier Wochen waren die Blätter wieder voll mit Läusen.'

 

Also habe er sich über die Jahre eine neue Methode angeeignet, die bis heute die erfolgreichste sei. 'Des Gärtners Waffe sind Ruhe und Gelassenheit', sagt Fesser. Erst nachdem er auf das Gift verzichtet habe, seien die Läuse im Folgejahr ausgeblieben. Im Schrebergarten überlässt er die Schädlingsbekämpfung seither kleinen Helfern. 'Marienkäferlarven vertilgen bis zu 300 Läuse am Tag.' Auch Vögel seien ungeheuer wichtig. 'Meisen picken Läuse aus zusammengerollten Blättern. Spatzen brauchen Eiweiß für ihren Nachwuchs und bringen daher Raupen ins Nest.'


In Fessers Gemüseabteilung warten akribisch sortierte Gemüsebeete auf die Naturschützer. Tomaten reifen im kleinen Gewächshaus heran. 'Hier habe ich eine kroatische Sorte angepflanzt, die sogenannte Ochsenherz-Tomate', sagt Fesser. 'Die Frucht der Tomate wird bis zu ein Kilo schwer und hat ein hervorragendes Aroma.' Im Handel könne man die Frucht nicht bekommen, da sie zu weich und deshalb nicht für den Transport geeignet sei.

 

Vor dem Gewächshaus betrachtet Fesser einen Wald aus Metallstangen, in dem er Bohnen hochzieht. Sie sind vor allem bei Schnecken beliebt. Doch Fesser hat einen Trick, um den Kampf gegen den Appetit des schleimigen Mitbewohners zu gewinnen. 'Ich ziehe die Bohne vor, und erst ab einer bestimmte Größe kommt sie ins Beet.' Jungpflanzen hätte gegen die Schnecken nämlich keine Chance.

 

Fessers Tipps bewähren sich: Ob Salat, Bohnen oder Rhabarber, er freut sich schon auf die Ernte. Aus eigenem Anbau schmecke sie immer noch am besten. Anderen Hobbygärtnern gibt er Folgendes mit auf den Weg: 'Die Natur muss ihr natürliches Gleichgewicht behalten.'