Vogelkundliche Führung auf dem Friedhof

12.04.2015 8:00 Uhr am mittleren Friedhofseingang. Von Horst Dömötör

Kornwestheimer Zeitung 14.04.2015

 

Ein Friedhof ist für gewöhnlich nicht unbedingt ein Ort, an dem lautstarke Gesänge, hektische Betriebsamkeit und Freude am Leben erwartet werden können – außer Lothar Friedrich lädt zu fast noch nachtschlafender Zeit zu einer vogelkundlichen Führung ein. So haben die Teilnehmer die Chance, Sonntag morgens um acht Uhr die heimische Vogelwelt optisch und akustisch professionell erläutert zu bekommen.

 

Etwa 15 Interessierte hatten das Angebot des Naturschutzbundes (Nabu) Kornwestheim angenommen und waren zum Treffpunkt vor dem Friedhof gekommen. Für Friedrich eine optimale Größe für eine solche Führung, denn „sonst wird’s unübersichtlich und es bilden sich Interessengruppen“, wie er augenzwinkernd erläutert.

 

Auf Grund seiner detaillierten Beobachtungsergebnisse zum Zugverhalten der verschiedenen Vogelarten vermochte Friedrich sogar die Entwicklung von Wetter und Temperaturen zu beurteilen. Am 13. Januar traf die erste Lerche ein und die Ankunft des Zilpzalp („der seinen Namen singt“) am 16. März sei laut Friedrich ein sicheres und untrügliches Zeichen des eintreffenden Frühlings. Und wer noch nicht gewusst hatte, dass man „Giii“ und „Kiii“ tunlichst zu unterscheiden hat, dass eine Blaumeise singt als „ob man Hartgeld zählt“, ein Grünspecht „lacht“ und ein Sperberweibchen so groß ist wie ein Habichtmännchen, der war hier genau richtig.

 

Kein Wunder war es dann auch, dass Friedrich ein von einer Anwohnerin übergebenes „Fundstück“ spontan als Gewölle eines Steinkauzes oder einer Waldohreule identifizierte. Allein bei der Frage nach dem Geschlecht der Maus, die sich als skelettiertes Nahrungsmittel im Gewölle befand, musste auch der Fachmann passen.

 

Dass Friedrich mit Herzblut bei der Sache ist und gleichzeitig in alle Richtungen zu lauschen scheint, wenn irgendwo ein Vogel zu hören ist, nimmt man dem Hobby- Ornithologen gerne ab und er dokumentiert es durch die fachkundige Beantwortung aller Fragen, die an ihn gestellt werden. Und auch wenn Friedrich betont, dass „Kornwestheim eine große Stadt mit kleiner Fläche“ ist, so gibt es doch mit dem Friedhof, dem Flug- und Golfplatz und natürlich der „Vördere“ fast schon ideale Flächen für viele Vogelarten und erhaltenswerte Oasen für den Naturschutz, dem er
sich verschrieben hat.