Streuobst

Kornwestheimer Zeitung 17.11.2021

Rund 3000 - zum Teil sehr alte - Obstsorten stehen auf deutschen Streuobstwiesen und bieten rund 5000 Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Insgesamt haben wir noch 400.000 ha Streuobstwiesen, das sind aber nur noch etwa ein Viertel der Fläche von 1965. In den 50er Jahren begann der Trend weg vom Streuobst hin zum Plantagenanbau. Die EG zahlte sogar Rodungsprämien für Hochstämme, wodurch die Streuobstflächen drastisch zurückgingen zugunsten niedrigstämmiger Obstplantagen.

 

Mittlerweile gibt es wieder viele Initiativen, die den Erhalt der Streuobstwiesen im Auge haben.

 

So hat ab 1981 der Kreis Ludwigsburg Gelder für die Neupflanzung von Hochstämmen locker gemacht, als erste öffentliche Institution europaweit. Was allerdings an Arbeit hinter der Pflege steckt, wird grundsätzlich nicht vergütet. Weder der ökologische Nutzen noch der Gesundheitswert der Früchte und Säfte werden im Vergleich zu Plantagenanbau höher bewertet. Saft ist aber nicht gleich Saft, und deshalb ist z.B. der NABU-Aktive und MdL Markus Rösler mit der Streuobst-Initiative Vaihingen aktiv, um eine höhere Vergütung für Streuobstsaft zu erwirken.

 

Gestern haben wir auf der von der Stadt gepachteten Streuobstwiese wieder zwei Bäume nachgepflanzt, die zwei neulich gefällte ersetzen. In der Baumschule wurden zwei Hochstämme (Jakob Fischer und Geheimrat Oldenburg) und alles Zubehör gekauft. Löcher gegraben, mit Gitter ausgelegt, um den Wurzelverbiss durch Mäuse zu verhindern, Baum rein, Erde drauf, Gitter nach oben abschließen, mit Erde abdecken, Gießrand formen, Pfähle einschlagen, Baum anbinden, angießen, Grundschnitt.

 

Im Frühjahr gibt es dann den Schnitt für alle 39 Bäume auf dem "Stückle". Junge Bäume müssen in Form gebracht werden: Mitteltrieb nach oben, drei bis vier Seitentriebe, die zu Leitästen werden sollen. Bei alten Bäumen muss Licht geschaffen werden. Naturgemäß wächst ein Baum immer mehr zu, durch Seitentriebe und Wasserschosser, die senkrecht nach oben gehen. Von einem Obstbauern im Alten Land habe ich noch im Ohr: "Man muss einen Hut durch den Baum werfen können."

 

Geerntet wird dann im Herbst, je nach Wachstum einmal oder mehrfach. Dieses Jahr war eine schwache Ernte, letztes - und hoffentlich wieder nächstes Jahr - hing mehr auf den Bäumen. Der Aufwand ist groß, aber wir sollten weiter dafür sorgen, dass der wertvolle Lebensraum Streuobst eine Zukunft hat. Auch wenn der Saft mal etwas mehr kostet.