Sinnbild der Hoffnung und der Freundschaft

Dem Ginkgo war ein musikalisch-literarischer Abend gewidmet. Von Julia Schweizer

Kornwestheimer Zeitung 21.10.2011

 

Er stammt ursprünglich aus China, soll die Durchblutung und das Gedächtnis verbessern, gilt als "lebendes Fossil", zäh - und ziemlich geruchsintensiv. Dem Ginkgo in all seinen Facetten widmeten der Kornwestheimer Naturschutzbund (Nabu) und die Stadt einen Abend mit Musik, Bildern, Gedichten, vielen Informationen - und dem aufdringlichen Beweis, dass die weibliche Pflanze tatsächlich riecht, als habe sie mit ihren nicht vorhandenen Füßen tagelang in Turnschuhen gesteckt.

"Tief gerührt" zeigte sich Franz Zauner vom Nabu über den großen Zuspruch am Mittwoch im Galeriesaal im Kleihues-Bau. Der war dem Abend durchaus angemessen - auch wenn er mit harter Kost begann. Im Gedenken an den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima hörten die Besucher das Musikstück "Threnos" von Krzysztof Penderecki. Zu den Sirenen-ähnlichen Klängen von 52 Geigen sahen sie zunächst die Bilder der zerstörten japanischen Stadt. Dann aber anhand von Bildern von Zauner auch, wie wieder Hoffnung in Form eines ergrünenden Ginkgos erwuchs.

Doch nicht nur in Asien ist der Baum mit den charakteristisch gespaltenen breiten Blättern zuhause. Mittlerweile gibt es ihn weltweit, in Kornwestheim stehen 35 Exemplare, wie Oberbürgermeisterin Ursula Keck in ihrer Begrüßungsrede sagte. Drei von ihnen - sie stehen auf dem Friedhof - sollten fallen, weil sie gar zu sehr "dufteten". "Ich war überrascht, dass die weibliche Seite auch etwas Negatives haben kann", sagte dazu Keck in ihrer Begrüßung. Von den Plänen der Stadt, die Bäume zu entfernen, aufgeschreckt, wandte sich Franz Zauner an den Ersten Bürgermeister Michael Köpple. Das Fazit: Die Bäume stehen heute immer noch - städtische Mitarbeiter müssen nun aber die für den Geruch verantwortlichen weiblichen Früchte aufsammeln.

Deutlich angenehmer wurden die übrigen Sinne der Besucher mit dem anschließenden Programm angesprochen. Daniel Kellner, Laura und Kirsten Funk, Colin Liu und David Kreisel zeigten am Flügel ihr Können mit teils temporeichen Stücken. Träumerisch war das Duett von Kirsten Funk und Laura Theophil an der Querflöte. Die passende Musik hatte Klavierlehrerin Wanda Klein ausgesucht - was keine leichte Aufgabe gewesen sei. "Ich wollte durch die Klangfarbe der Stücke in Richtung Asien gehen", sagte sie. Zudem habe sie nach einer "gesunden Mischung" zwischen dem informativen Teil, der Musik und der Poesie gesucht.

Für letztere waren Nina Maurer und Valerie Wölper zuständig. Die beiden Schülerinnen lasen übersetzte Texte hierzulande eher unbekannter chinesischer Autoren oder japanische Haikus - sie gelten als kürzeste Gedichtform der Welt - vor. Unter den bekannteren Stücken war das nach dem Ginkgo biloba benannte Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe. Die Verse sind seiner späten Liebe, Marianne von Willemer, gewidmet. Darin ist das Ginkgoblatt als Sinnbild der Freundschaft dargestellt.

Doch auch die zweite Deutung der Pflanze als Zeichen der Hoffnung spielte noch einmal eine Rolle. So schrieb Felix Pollak, der nach dem Anschluss Österreichs in die USA emigrierte im Gedicht "Ginkgo": "Überleben ist die entscheidende Tugend."