Nistkastendetektive und Tatortreiniger

21.10.2017. Die jährliche Putzaktion mit Einblicken für Kinder

Um acht Uhr fünfundvierzig begann beim Friedhof die Untersuchung: fünf Nachwuchsdetektive im Alter zwischen vier und sieben machten sich an die Arbeit, indem sie die Vogelnistkästen inspizierten. Jeden Herbst reinigen Freiwillige des NABU Kornwestheim die über 60 Nisthilfen im Friedhof, und natürlich wird genau hingeschaut, was da an Spuren zu finden ist. An ihnen kann man manchmal ablesen, was wohl im Laufe des Jahres passiert sein könnte.


Beim Öffnen des ersten Kastens waren die Nachwuchsdetektive zuerst etwas enttäuscht. Kein Nest, sondern nur so komische dunkle Kügelchen, ein bißchen länglich mit etwa zwei mm Durchmesser. Detektive machen natürlich auch Büroarbeit, und so konnten später anhand des gemachten Fotos diese Kügelchen als Kot der Zwergfledermaus identifiziert werden.

Schon beim zweiten Kasten aber sah es gut aus: drinnen war ein Nest, gut gepolstert, ein bißchen verwohnt und leer. Daran kann man gut ablesen, dass gebrütet wurde und die Jungen wohl erfolgreich ausgeflogen sind. Und was war das für eine Vogelart? Das Nest mit einem Unterbau aus Moos, der ganz kuschelig mit Haaren und Wollfäden gepolstert ist. Die typische Arbeit einer Kohlmeise, des häufigsten Vogels auf dem Friedhof.

Die größte Überraschung kam mit Kasten Nummer drei: der Eingang war "zugemauert". Die Türe des Nistkastens lässt sich normalerweise leicht aufschieben, aber hier hatte jemand mit Lehm den Spalt zwischen Tür und Kasten zugekleistert. Da musste zuerst ausgekratzt werden, bis der Blick auf die Wohnstube des Kleibers frei wurde. Dieser Vogel - auch Spechtmeise genannt - klettert auf der Futtersuche gerne auch kopfüber an Bäumen entlang, ist zu faul für richtigen Nestbau, denn er legt die Eier nur auf eine magere Unterlage von Rindenstückchen, und kleibert (oder kleistert) dann alle Ritzen mit Lehm zu. Vielleicht, damit es nicht zieht, oder dass sich keine Flöhe in den Ritzen festsetzen.

Und auch tragische Vogelschicksale erforschten die Nistkastendetektive: in manchen Nestern fanden sich bis zu zehn Eier. Daran war vermutlich das Wetter schuld, denn im April legen die Kohlmeisen ihre Eier. Wer sich an das Wetter vor einem halben Jahr erinnert, weiß: da war es so kalt, dass auch viele Blüten und Blätter erfroren sind. Deshalb haben manche Vogeleltern es nicht geschafft, einerseits genug Futter für sich selbst zu finden und andererseits auch noch die Eier lang genug zu bebrüten. Auch drei Eier des Kleibers waren noch im Kasten.

Nicht jeden Tatort konnten die Detektive besichtigen, denn sie streiften nur durch den südlichen Teil des Friedhofs. Die Gruppe, die die Kästen im Nordteil reinigte, stieß u. a. auf ein Nest, das wohl einem Vogel als Nistgelegenheit gedient hatte, aber danach war wohl ein anderer Mieter gekommen, und hatte ein Lagerhaus daraus gemacht: Das Nest war über und über voll mit Lindensamen, die eigentlich kleine Nüsschen sind. Eine Haselmaus?

Insgesamt war das Vogeljahr 2017 durchwachsen: das Wetter und andere Umstände forderten viele Opfer, aber viele Bruten wurden begonnen, die offensichtlich erfolgreich mit dem Ausfliegen der Jungen endeten.