Auch Südafrikanerinnen fühlen sich im Park zuhause

Georg Schell vom Gartenbauamt und Franz Zauner vom Naturschutzbund haben durch den Stadtgarten geführt. Im Fokus: die vielen blühenden Beetpflanzen und die imposanten Bäume. Von Sabine Baumert

Kornwestheimer Zeitung 10.08.2011

 

Es hilft nicht, aber es macht den Gärtner sanftmütiger", sagt Georg Schell lächelnd. Bei einem Besuch auf der Bundesgartenschau in Koblenz hat er kürzlich ein Schild mit einer Schnecke und der Aufschrift "Wir dürfen hier nicht rein" entdeckt. Vorausgegangen war die - bei Gartenbauveranstaltungen wohl unvermeidliche - Frage aus den Reihen der Teilnehmer, wie Schnecken am besten bekämpft werden können. Der Gartenfachmann riet seinem wissbegierigen Hobbygärtner-Publikum zum altbewährten Schneckenkorn.

Auch sonst sprach Georg Schell auf seinem informativen Rundgang Freuden und Sorgen seines Stadtgärtner-Lebens freimütig an. Bei strahlendem Sommerwetter waren etwa 60 Gartenliebhaber zur Konzertmuschel im Stadtgarten gekommen - weit mehr, als die Kornwestheimer Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) erwartet hatte, die für die Veranstaltung verantwortlich zeichnete. Im Sonnenlicht des Nachmittags kamen die prallen Farben der Pflanzen hervorragend zur Geltung. Viele von ihnen stehen gerade in voller Blüte und ließen den Eindruck aufkommen, man stünde nicht etwa in Kornwestheim, sondern sei unversehens mitten in ein expressionistisches Gemälde geraten.

Dabei habe, erinnerte sich Schell von der Stadtgärtnerei, dieses Jahr so gar nicht verheißungsvoll begonnen. Wegen eines Befalls mit Bodenpilzen habe man im vergangenen Herbst nicht wie sonst Stiefmütterchen pflanzen können, die schon im Frühjahr für farbige Blütenpracht im Park sorgen. "Aber jetzt ist es einfach ein anderes Bild als früher, der Garten ist bunter geworden." In diesem Jahr gibt es dort sogar eine mexikanische Ecke mit einer Komposition aus Salbei und weißen Zinnien. Auch Pflanzen aus Nordamerika haben in Kornwestheim eine Heimat gefunden, beispielsweise die Scharlachlobelie. Die blauen Gänseblümchen dagegen waren ursprünglich in Südafrika zu Hause. Quasi direkt vom Strand kommt der blau blühende Meerlavendel, der wie in seiner Heimat gern einen trockenen, sandigen Boden braucht, um gut zu gedeihen. In diesem Jahr bereiten Schell die Bodenpilze keine Sorgen mehr. Dagegen haben sich gerade die schönen Zinnien zu seinen Sorgenkindern entwickelt, denn sie leiden unter Stängelfäulnis. Paradoxerweise wird diese Pflanzenkrankheit gerade dadurch ausgelöst, dass beim Unkrautjäten zwischen den Pflanzen empfindliche Triebe verletzt werden. In einer warmen und feuchten Umgebung finden dann die Krankheitserreger ideale Bedingungen, um sich auszubreiten. "Das war teilweise auch mein Fehler, ich habe die Pflanzen zu dicht gesetzt", bemerkte Schell selbstkritisch. Denn durch den dichten Wuchs trete er zwangsläufig auf seine Zöglinge, wenn er eigentlich nur in den Zwischenräumen Unkraut jäten wolle. In Zukunft werde er die Pflanzen weiter auseinander setzen: "Man muss halt mitdenken und vorbeugen. Das ist wie bei uns Menschen", sagte er beinahe philosophisch.

Und auch für eine andere Lebensweisheit hat er eine Entsprechung gefunden. Im Zentrum eines Beetes hat er eine prächtige indische Pflanze gesetzt, die normalerweise sehr hoch wird und im August schon richtig schön blüht. Sein Exemplar ist momentan jedoch alles andere als ein Blickfang, denn es ist noch recht klein und trägt auch keine Blüten. Es werde aber sicher groß und prächtig blühen, wenn alle anderen Pflanzen schon verblüht sind, tröstet sich Schell: "Man macht sich Gedanken, und dann kommt doch alles anders".

Im Anschluss führte Franz Zauner vom Nabu die Besucher zu einigen besonderen Bäumen, die im Stadtgarten gedeihen, sich aber so gut ins Gesamtbild einfügen, dass man sie gar nicht richtig wahrnimmt. Ein imposanter Pagodenbaum kann sich an der Seite zur Friedrich-Siller-Straße als Solitär in voller Pracht entfalten. Wie der Name schon sagt, kommt er ursprünglich aus Ostasien. Direkt hinter der Steinskulptur mit Mutter und Kindern wächst ein Lebkuchenbaum. Wenn man die Blätter kräftig zwischen den Fingern reibt, riechen die Hände ein klein wenig nach dem Weihnachtsgebäck. Unweit davon, an der Rückseite des Seniorenheims, steht ein Tulpenbaum. Seine Blüten sehen im Frühjahr aus wie Tulpen. Das wirklich Besondere an ihm ist aber, dass er ein Relikt aus grauer Vorzeit ist: Tulpenbäume wuchsen schon vor 100 bis 120 Millionen Jahren. "Und so was zählen die Biologen dann zu den primitiven Arten", schmunzelte der Biologe.