26.8.2017 Batnight

Dieses Jahr war ordentlich etwas los bei der Fledermausnacht im Stadtgarten und später im Stadtpark. Dank ganzseitiger Ankündigung in den regionalen Donnerstagszeitungen sowie mehreren Hinweisen in SWR1 und SWR4 fanden sich knapp 100 Interessierte beim Musikpavillon ein. Wie zählt man Fledermäuse? Man macht ein Foto und zählt vom Foto. Funktioniert auch bei Fledermausfans.

 

Herzlichen Dank auch an Zwergfledermaus und Großen Abendsegler, die sich zuverlässig gezeigt haben.

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SWR1 Interview mit Thomas Schmidt
_Samstag_Morgen_vom_26_08_2017 kurz.mp3
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Die Zwergfledermaus kündigt sich mit Klopfgeräuschen an

Rund 70 Besucher kommen zur Fledermausnacht des Naturschutzbundes. Von Hosnijah Mehr

Kornwestheimer Zeitung, 28.August 2017 (Foto: Horst Dömötör)

 

"Fledermäuse mögen doch junges Blut“, ruft jemand scherzend aus dem Publikum. Ein Schmunzeln geht durch die Runde. Bernd Mathe, Sprecher der Nabu-Gruppe Kornwestheim, kann die Kinder, denen gerade das Herz in die Hose gerutscht ist, beruhigen: Die europäischen Fledermäuse ernähren sich ausnahmslos von Insekten.

 

Der Nabu, der bundesweit größte Naturschutzverein, lädt einmal im Jahr im Rahmen der internationalen Batnight ein, die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse aus nächster Nähe kennenzulernen, denn „schützen kann man nur, was man kennt“, ist der Nabu überzeugt. 70 Besucherinnen und Besucher sind am Samstagabend zum Musikpavillon im Stadtgarten gekommen, um die Fledermäuse Kornwestheims zu sehen. Bernd Mathe, der die Veranstaltung leitet, warnt zu großer Erwartung: „Es ist eine reine Glückssache.“

 

Vor der Beobachtung geht’s um die Theorie. Die Fledermaus, erläutert Mathe den Zuhörern, sei zwar sehr stark in ihrer Sehkraft eingeschränkt, könne sich aber dafür umso besser mit ihrer Echoortung orientieren. Dabei sende sie Ultraschallwellen aus, die sie wiederum mit ihren großen Ohren aufnehme, sobald sie von potenziellen Beutetieren reflektiert würden. Ultraschallwellen seien Töne mit einer besonders hohen Frequenz, weshalb die Fledermaus auch „für uns Menschen leise ist“. Dabei sei der Schalldruck ihrer Geräusche vergleichbar mit dem eines Presslufthammers. „Sie muss richtig brüllen“ meint Bernd Mathe und versetzt damit die Kinder ins Staunen. Und um dieses Brüllen für den Menschen hörbar zu machen, hat Mathe einen Fledermausdetektor dabei.

 

Was ihn jedoch am meisten an den Fledermäusen fasziniert: „Diese krassen Viecher sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können“. Außerdem sei es bewundernswert, wie exakt ihre Echoortung sei. Wenn Mathe spricht, schafft er es mit seiner ambitionierten Art, unter seinen Zuhörern die Begeisterung und vor allem das Bewusstsein für Fledermäuse und den Naturschutz zu entfachen. So sind alle ziemlich gespannt, als sie sich gemeinsam zum See im Stadtgarten aufmachen.

 

Bernd Mathe schaltet seinen Detektor ein. Es wird ganz still. Alle schauen gebannt in den Himmel und hoffen, neben dem Zirpen der Grillen auch die ein oder andere Fledermaus hören oder sehen zu können. Plötzlich kündigt sich die erste Fledermaus mit einem tiefen, tropfenden Klopfgeräusch an. Gleich darauf ziehen ein oder zwei Tiere ihre Runden über den Köpfen der Besucher. Die Kinder jubeln: „Da! Dort!“. Alle atmen erleichtert auf, weil das Glück wohl in dieser Nacht auf ihrer Seite ist. Bernd Mathe erklärt, dass es sich hierbei um die Zwergfledermaus handelt, die in einem Frequenzbereich von circa 40 000 Hertz „brüllen“ kann. Um den Großen Abendsegler sehen zu können, muss sich die Gruppe zum Stadtparksee begeben. Dort taucht das Tier nach wenigen Minuten auf und löst Bewunderung unter den Besuchern aus. Bernd Mathe ist zufrieden mit diesem Abend: Die beiden Arten, die er erwartet hatte, konnten gesichtet werden.

 

Doch um die Zukunft der Fledermaus macht er sich Sorgen. Alle 25 heimischen Arten seien vom Aussterben bedroht. Mit der industrialisierten Landwirtschaft nehme man den Fledermäusen die Hauptnahrungsquelle: Viele Insekten würden getötet, um eine gute Ernte zu erzielen, was jedoch verheerende Folgen für die Existenz der Fledermäuse habe. Mathe hofft, dass die Europäische Union sich für die Förderung der umweltbewussten Landwirtschaft ausspricht. Doch bis dahin sei es wichtig, dass sich mehr Menschen ihrer Verantwortung für die Natur bewusst würden.