Menschengemacht

Kornwestheimer Zeitung 18.11.2022

 

Auf dem Empfang der Landtagspräsidentin Muhterem Aras am 8. November für die Baden-Württembergischen Natur- und Umweltschutzverbände ging es wie zu erwarten um Klimakatastrophe und Artensterben. Ein Thema war aber auch der Flächenverbrauch. Und wenn wir Menschen Freiflächen überbauen, sei es mit Verkehrswegen, sei es mit Gewerbe- oder Wohngebieten, hat das Einfluss auf beide Krisen: Überbautes Land heizt sich immer mehr auf als begrüntes, Regen gelangt nicht mehr oder nur langsam ins Grundwasser. Jeder bebaute Quadratmeter fehlt Flora und Fauna als Lebensraum oder zerschneidet Lebensräume. Straßen für unsere Mobilität behindern die Mobilität der Wildtiere.

 

 

 

Eine Zahl, die mich besonders erschreckt hat: Die letzten zwei Generationen haben so viel Fläche verbraucht wie 80 Generationen zuvor, sagte Regina Schmidt-Kühner von Naturschutzverband BW. Ich kann die Zahl zwar nicht verifizieren, erinnere mich aber an die Bebauung Anfang der 1960er. Kein Ostgebiet, keine B27, südlich der Hornbergstraße nur Felder. Im Buch zur 1200-Jahr-Feier ist auf Seite 81 eine Karte von Kornwestheim im Jahr 1831. Damals bestand der Ort aus den paar Höfen im Alten Dorf.

 

 

 

Auf der Internetseite des Landes heißt es "Unser langfristiges Ziel ist die Netto-Null beim Flächenverbrauch." Laute Proteste waren die Folge. "Gehen Sie mal in die Gemeinden und schauen, was da an Bauprojekten in der Pipeline steckt. Jede Menge! Absichtserklärungen helfen da nicht, und die Gemeinden wollen sich ja entwickeln". Die Abgeordneten auf dem Podium mussten einräumen, dass die Planungshoheit in den Kommunen liegt. Also muss da umgedacht werden.

 

 

 

In Kornwestheim gibt es außer dem Gebiet nördlich der Zügelstraße keine Planungen. Das ist zumindest beruhigend, denn bei 62% Siedlungsfläche bleibt nur ein Rest von 38% für die Landwirtschaft. Wenn man sich erinnert, dass sich nach dem Krieg vielköpfige Familien mit kleinen Wohnungen begnügen mussten, sind unsere heutigen Ansprüche an Wohnfläche weit davon entfernt. Zulasten von Klima und Artenvielfalt, siehe oben. Wir müssen ja nicht so beengt wohnen wie damals, aber unser Anspruchsdenken reduzieren.