Kornwestheimer Zeitung 10.09.2009
Die Ornithologen Dr. Rainer Ertel und Prof. Dr. Claus König haben schon viele Bücher über Vögel verfasst, einige davon gemeinsam. Beide sind in Kornwestheim keine Unbekannten: Rainer Ertel hat einige Jahre am Ernst-Sigle-Gymnasium unterrichtet, bevor er nach Remseck wechselte. Und der Ludwigsburger Claus König, ehemaliger Leiter der Vogelschutzwarte Ludwigsburg, langjähriger Präsident des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute Nabu) und späterer Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart, war schon oft mit Vorträgen in Kornwestheim zu Gast - so wie am Dienstagabend auch auf Einladung des Naturschutzbundes.
Beide zusammen haben die drei Bände der "Vögel Europas" und später die zwei Bände der "Vögel Afrikas" verfasst. "Die Idee, ein Buch über Vögel in Europa zu schreiben, hatte aber zunächst keiner
von uns beiden, sondern der Belser-Verlag", erinnert sich Rainer Ertel schmunzelnd. Vom Verlag aus sei man zunächst an ihn herangetreten, und der frühere Direktor des Stuttgarter
Naturkundemuseums habe dann Claus König als weiteren Mitarbeiter empfohlen. Zunächst seien zwei Bände geplant gewesen, der erste über Singvögel, "weil das am meisten zieht", lacht Claus König.
Dieser und dann auch der zweite Band über Nicht-Singvögel hätten sich so gut verkauft, dass die beiden sogar noch einen dritten Band über seltene Vogelarten schreiben konnten.
Nach dem Erfolg dieser ersten Buchreihe konnten dann die beiden selbst beim Verlag Vorschläge machen. Claus König hatte die Idee für die "Vögel Afrikas". Die beiden Bände erschienen 1979, Ende
der 80er Jahre wurden sie zu einem Doppelband zusammengefasst.
Das jetzt neu erschienene Buch "Vögel in Afrika" hat Rainer Ertel allein verfasst. Claus König ist darin mit zahlreichen Fotografien vertreten. Zielgruppe sind besonders Vogelliebhaber, die eine
Afrikareise planen oder schon früher dort waren und dabei Vögel der über 900 Arten dort genau bestimmen wollen. "Ich habe bewusst die Entscheidung getroffen, über Vögel in Ländern zu schreiben,
die bereist werden können", erläutert der Ornithologe, der schon viele Reisen nach Afrika unternommen hat. In Somalia gebe es beispielsweise viele interessante Arten, "aber es ist eben kein Land,
wo man mit großer Freude hinreist". Im Buch gehören jeweils zwei Seiten zusammen: auf der linken werden die einzelnen Arten nach Größe, Aussehen, Verbreitung und Stimme mit ihrem deutschen,
englischen ("Der ist international viel gebräuchlicher.") und wissenschaftlichen Namen aufgelistet. Auf der rechten Seite befinden sich dann jeweils acht Fotos der entsprechenden Vögel.
Die Beschaffung des Bildmaterials für ein solches Buch ist ein Kapitel für sich, berichtet Rainer Ertel - und erinnert sich gemeinsam mit Claus König daran, wie viel sich seit dem Erscheinen
ihrer ersten Afrikabücher in dieser Hinsicht geändert hat. In Zeiten des Internets sei es oft nur noch eine Sache von Stunden, Kontakt mit Fotografen aufzunehmen und Fotos zu erhalten. "Früher
musste man sich die Bilder per Post schicken lassen, das dauerte oft Monate", sagt Ertel.
Claus Königs neuestes Buch ist indessen ganz anders als die Vögel in Afrika. "Eulen der Welt" ist ein fünfhundert Seiten starkes wissenschaftliches Werk, das auf englisch erschienen ist. In ihm
finden sich bewusst keine Fotografien, sondern Zeichnungen vom, wie König sagt, "besten Vogelmaler der Welt". "Von vielen Eulen gibt es gar kein Foto", sagt er. "Und außerdem kann ein Zeichner
durch geschickte Wahl der Perspektive Dinge darstellen, die man auf keiner Fotografie sieht."