Streuobst

Kornwestheimer Zeitung 21.10.2022

 

Wenn meine Frau und ich in den umliegenden Weinbaugebieten spazieren gehen, sehen wir öfters verwilderte Weinberge. Stehende Redewendung ist dann immer: "Do isch wohl der Opa g'schtorba".

 

 

 

Ähnliches Schicksal haben auch manche Streuobstwiesen: sie werden nicht mehr gepflegt. Das ist fatal, denn erstens würde ein regelmäßiger Schnitt das Lebensalter der Bäume verlängern, und zweitens ist zu vermuten, dass auch keine Nachpflanzungen erfolgen, wenn schon nicht mehr gepflegt wird. Dabei ist die Streuobstwiese ein so ökologisch wichtiges Biotop!

 

 

 

Die Verbindung von Wiese und Hochstammobstbäumen bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen, Insekten, Spinnen, Vögeln und Säugetieren. Die Streuobstwiese darf traditionell nicht gedüngt werden. Das bietet den Pflanzenarten optimale Bedingungen, die mit zuviel Nährstoffen nicht klar kommen. Der pflanzliche Artenreichtum führt dazu, dass auch viele Insekten, Spinnen und andere Gliederfüßler Lebensraum finden. Schnecken, Mäuse, Igel teilen sich mit Fuchs und Has das Erdgeschoss, während in den Bäumen die Spechte ihre Höhlen in die Hochstämme zimmern, und andere Vögel ihre Nester in die Kronen bauen.

 

Insgesamt können in einer Streuobstwiese 2000 bis 5000 Tierarten beheimatet sein.

 

 

 

Seit zwei Jahren betreut der NABU Kornwestheim eine Streuobstwiese der Stadt Kornwestheim. Eine ansehnliche Gruppe von Helferinnen und Helfern hat sich gefunden, um den jährlichen Schnitt der 37 Bäume zu machen. Manche haben schon langjährige Erfahrung damit. Abgegangene Bäume werden ersetzt, im letzten Jahr waren es zwei.

 

 

 

Im Herbst wird geerntet und die Äpfel zum Versaften gebracht. Kein einziger fauliger Apfel wurde verarbeitet, weil uns die Qualität wichtiger ist als Quantität. Dieses Jahr waren es 1,2 Tonnen Äpfel, die 850 Liter besten Saft ergeben haben. Die Bäume tragen ganz unterschiedliche Sorten, was zu einem runden Gesamtgeschmack führt.

 

 

 

Finanziell lohnt sich die Arbeit nicht, aber jeder, der dort mit anpackt weiß um den wichtigen Beitrag zum Naturschutz, und jede Stunde dort mit gemeinsamer Arbeit macht einfach Laune.