Unverpackt einkaufen

Kornwestheimer Zeitung 17.3.2023

Vor Corona war es schon besser: Wer Wurst, Käse oder sonstige Lebensmittel an der Frischetheke kaufen wollte, konnte Behälter mitbringen, in die die Waren gelegt wurden. Dadurch entfiel jede Menge Verpackung. Mit Corona wurden diese guten Ansätze im Keim erstickt, es wurde nur noch verpackt verkauft. Meine Frau musste neulich erleben, dass auf ihre Bitte, die Wurst doch in einen mitgebrachten Kunststoffbehälter zu legen, die Verkäuferin ganz entsetzt ausrief "um Gottes Willen! Da muss ich persönlich 400€ Strafe zahlen!" Da gibt es nur eins: Den Geschäftsführer ansprechen, denn er hat das Hausrecht und bestimmt die Regeln. Lebensmittelrechtlich spricht nichts gegen mitgebrachte Mehrwegbehälter, die - wenn nicht hinter der Theke, so doch auf ihr - befüllt werden können. Verpackungsrechtlich sind die Unternehmen jedoch verpflichtet, Mehrwegbehälter anzubieten. Überzeugend könnte auch sein, die Ware wieder auszupacken, sie selbst in das Behältnis zu tun und dem Geschäftsführer die Verpackung in die Hand zu drücken.

 

In der EU ist Deutschland fast Spitzenreiter bei Hausmüll pro Kopf. Jede Person entsorgt pro Jahr rund 230 kg Verpackungsmüll. Wenn man sich diese Menge vor Augen führt, ist klar: Da ist Handlungsbedarf.

 

Wer ganz konsequent sein will, nutzt Unverpacktläden, wie es z.B. in Ludwigsburg einen gibt. Dort ist das unverpackte Angebot deutlich breiter als im Supermarkt. Unverpackt gibt es dort auch Nudeln, Reis, Getreide, Müsli, Molkereiprodukte, Öle, Nüsse, Backzutaten bis hin zu Gewürzen, Kaffee und regionalen Spezialitäten. Im Supermarkt wird man losen Reis vergeblich suchen.

 

Auch auf dem Wochenmarkt gibt es das meiste unverpackt, und natürlich gilt es auch da, vorher einen Plan zu haben, was man einkaufen will, um die entsprechenden Beutel oder Behälter mitzunehmen, die die Ware aufnehmen können. Oder die sind ohnehin in einer Seitentasche des "Hackenporsches".

 

Man sollte natürlich auch etwas abstufend bewerten. Zum Abwiegen an der Frischetheke wird der Hausherr sicher vorschreiben, dass das auf einem - möglichst kleinen - Papier erfolgt. Das sehe ich ein. Zweilagiges Metzgerpapier und noch eine Tüte drum rum kann man sich aber sparen. Noch drastischer geht es auch: Ich habe schon Fotos gesehen von geschälter Banane in formschön gebogener Zweischalen-Plastikverpackung und von geschältem Ei in Plastikhülle. Wenn man so etwas im Laden entdeckt, sollte man den Geschäftsführer ansprechen und fragen, ob er gerne mit schwachsinnigen Geschäftspartnern zusammen arbeitet.

 

Ich wünsche erfolgreichen und verpackungsarmen Einkauf.