... ohne Laubbläser

17.9.2014 Kornwestheimer Zeitung

Der Herbst naht. Der wilde Wein auf unserem Balkon ist Vorreiter und hat bereits einen Teil seiner rot verfärbten Blätter abgeworfen. Kornwestheims Laubbäume werden es ihm bald gleich tun, und dann beginnt sie wieder, die Balz der Laubbläser.


Laubbläser sind Neozooen, also erst in den letzten Jahren bei uns heimisch geworden. Sie haben die Reviere der Laubrechen und -besen besetzt und diesen einheimischen Arten die Nahrungsgrundlage entzogen. Der Laubrechen steht bereits auf der Liste der gefährdeten Arten.


Das Balzverhalten des Laubbläsers äußert sich in oft stundenlangem Brunftgeschrei, dem sich auch die unbeteiligte Tierwelt schwer entziehen kann. Vom Menschen gehalten hat sich der Laubbläser zu einer Art Statussymbol vorwiegend männlicher Klientel entwickelt. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von „transzendenter Balz“: Das Balzgeschrei des Laubbläsers soll auch den menschlichen Besitzer stark und attraktiv erscheinen lassen. Hierin gleicht der Laubbläser den Spezies Sportwagen und Aufsitzrasenmäher, steht jedoch was Haltungskosten und Image angeht, am unteren Ende der Skala. >Glossenmodus aus<


Mal im Ernst: Welche Vorteile hat so ein lärmendes Ungetüm? Lärm macht aggressiv. Nicht jeder Fleck Erde muss laubfrei gehalten werden. Gehweg und Straße wegen der Verkehrssicherheit: gut. Aber muss jeder Häuslesbesitzer wegen 10 Metern Weg einen Laubbläser einsetzen? Geht es wirklich schneller, das Laub von A nach B zu pusten statt zu rechen? Entsorgt werden muss der Haufen in beiden Fällen. Krone der technischen Schöpfung ist der Laubsauger. Er entfernt neben dem Laub auch Spinnen, Käfer und anderes Getier. Rasen sauber, aber biologisch tot. Für den Gehweg gibt es Handkehrmaschinen, da landet das Laub gleich im Behälter, und zwar leise. Also vor dem Gang in den Baumarkt Alternativen prüfen. Der stille Laubrechen ist preisgünstiger in Anschaffung und Betrieb und natürlich klimaneutral. Er balzt halt nicht so schön.

und außerdem:

Schon eine flüchtige Recherche im Internet zeigt die Preisunterschiede: Laubrechen von 5.50 bis 12.45,€, Laubbläser von 20 bis 214€. Handkehrmaschinen, die das Laub auch gleich einsammeln gibt es von 64 bis 600€. Leider versagen alle Hilfsmittel, wenn das Laub nach einem Herbstregen auf dem Gehweg bäppt (für Nichtschwaben: klebt). Wer statt zum Laubbläser zum Laubrechen greift, tut das meist nicht nur der geringeren Anschaffungskosten wegen, er weiß auch dass er sich die Gebühr fürs Fitnessstudio spart: Der Bewegungsablauf beim Laubrechen ist nicht anstrengend, aber beansprucht verschiedenste Muskelgruppen. Fit by Laubreching. Und was wir mit dem Laub machen können, das kommt in der nächsten Folge...